Die Produzentenberatung ist ein ungezwungenes Ping-Pong-Spiel

PC Fueter
PC Fueter

Die ProduzentInnenberatung (ProBe) entstand 2014 mit der Absicht, einen Wissenstransfer von der erfahrenen Produzentengarde zum Nachwuchs zu schaffen. ProduzentInnen können sich mit einem Filmprojekt bewerben und einen Mentor/eine Mentorin auswählen, der/die sie zu spezifischen Themen berät. Das kann in der Finanzierungsphase, während des Drehs bis hin zur Auswertung sein. PC Fueter hat das Programm mitentwickelt und als Mentor erste Projekte betreut. FOCAL fragt ihn nach seiner Erfahrung.


Das Interview wurde geführt von Jessica Hefti, Bereichsleitering Produktion bei FOCAL – April 2016


Wie kamst du zu deiner Rolle als Mentor bei ProBe?

Nach meiner ‹Pensionierung› wusste ich, dass ich von der Filmbranche nicht komplett die Finger lassen wollte. Ich streckte meine Fühler aus und entwickelte zusammen mit Susa Katz die ProduzentInnenberatung. Ich selber hätte mir in meiner Karriere oft einen Mentor gewünscht – einen Gesprächspartner, mit dem ich mich ungezwungen austauschen kann.

Warum braucht es den Wissenstransfer wie ihn ProBe anbietet?

Erfahrungen weiterzugeben und sich auszutauschen finde ich besonders wichtig in unserer Branche. Jeder rennt oft seinen eigenen Herausforderungen hinterher. Es gibt einem eine grosse Freiheit, wenn ich einen Aussenstehenden, dem ich keine Rechenschaft schuldig bin, spezifisch um Hilfe bitten kann, wenn ich sie benötige. Die ProduzentInnenberatung ist wie ein ungezwungenes Ping-Pong-Spiel.

Was war deine wichtigste Lektion als Produzent?

Der richtige Umgang mit Menschen. Er wächst oft aus der Erfahrung. Ich musste erst ein Gespür dafür entwickeln, wer ein Talent ist und wie man jemand fördert, damit er/sie das Beste aus sich herausholen kann. Man muss sowohl den gesamten Entwicklungs- und Produktionsprozess als auch das Metier als Ganzes durchschauen, damit man sieht, wie die Mechanismen funktionieren. Man macht Filme für ein Publikum. Dafür müssen Entscheidungen getroffen und konsequent durchgezogen werden. Der Produzent muss entsprechend Einfluss nehmen.

Wie war deine Erfahrung mit den ersten Projekten die du für ProBe betreut hast?

Bei jedem Projekt – so hoffe ich zumindest – konnten die Mentees etwas anderes mitnehmen. Bei einem Projekt war es mein Input zum Drehbuch. Ich blieb hartnäckig an der Frage: Was für eine Geschichte möchtet ihr erzählen, warum und für wen? Bei einem anderen Projekt waren es vor allem Hilfestellungen beim Budget, beispielsweise: Wofür will ich prioritär Geld ausgeben? Worauf achte ich, damit im Produktionsprozess das Budget nicht überschritten wird? Wann reagiere ich wie? Wichtig ist, dass nicht am falschen Ort gespart wird. Bei einem Crossmedia-Projekt konnte ich selber viel lernen. Hier half ich dabei, dass die Geschichte eine überzeugend lineare Struktur behielt, und war bei Fragen zur Finanzierung und Koproduktion dabei.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Schweizer Produzentenlandschaft?

Mir ist wichtig, dass ein stärkeres Bewusstsein geschaffen wird für das Produzieren, für seine Komplexität, für seine Bedeutung. Dafür muss Verständnis und Einsicht geschaffen werden in der Branche, bei den betroffenen Institutionen, in der Politik und in der Öffentlichkeit. Die Branche muss sich stärker als Ganzes formieren, mehr mit der Politik zusammenarbeiten. Oder die Politik, inspiriert durch die Branche, eine neue Vision entwickeln und konsequent umsetzen. Gleichzeitig braucht es spezifische Aus- und Weiterbildungssteine für Produzenten, die es wo anders nicht gibt. Ein erster kleiner Schritt ist das Mentoring von ProBe.

Neben PC Fueter sind Elena Tatti, Theres Scherer, Marcel Hoehn, Andres Pfaeffli, Pierre-Alain Meier und Tero Kaukomaa als MentorInnen im Einsatz. Mehr dazu unter: focal.ch/probe

 


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