Writer's Block : Ratschläge

10 Methoden, um eine Schreibblockade zu vermeiden oder sie zu durchbrechen

von Michael Lent

  1. Entspanne dich: Viele Autoren neigen dazu, angesichts der Komplexität ihrer Aufgabe die Flinte ins Korn zu werfen. Deshalb: Definiere jedes mal, bevor du dich an den Schreibtisch setzt, genau das Pensum, das du leisten möchtest – das können X Seiten in den nächsten drei Stunden sein, eine Anzahl fertiger Szenen oder einige vollständige Filmminuten.

  2. Hör nach der festgesetzten Zeit mitten in der Szene o.ä. auf zu schreiben. Du wirst am nächsten Tag am besten in die Arbeit hineinkommen, wenn du genau da weitermachst, wo du am vorhergehenden Tag aufgehört hast.

  3. Beginne damit, deine Arbeit des Vortages zu redigieren, aber setze dir dabei ein Zeitlimit. Und vergegenwärtige dir dauernd, dass du dabei bist, auf der soliden Arbeit des Vortages aufzubauen. Aber Vorsicht: Halte den Zeitaufwand, den Du mit dem vorzeitigen Umschreiben verbringst, in Grenzen. Sonst riskierst du, dich in deinen Text zu verbeißen und dich verrückt zu machen.

  4. Halte deinen Arbeitsplatz sauber. Bei den meisten Leuten bedeutet Unordnung am Arbeitsplatz auch Unordnung im Kopf. Aber nimm das Aufräumen nicht als Anlass, dich vor deiner Arbeit zu drücken. Auch wenn dein Arbeitsplatz aussieht wie Kevin Spaceys schicke Wohnung in Seven, ist jetzt trotzdem nicht die Zeit, ein neues Computerordnungssystem zu installieren, um deine Briefklammern und deine Notizzettel zu katalogisieren. Pack einfach Bücher und Papiere, Recherchematerial, deine unverzichtbaren Notizzettel und deine angegammelte Pizza auf einen Stapel – und kümmere dich später darum.

  5. Stelle ale Lärmquellen ab. Mach den Fernseher aus, stell das Telefon ab und lass deinen Anrufbeantworter für dich sprechen. Durchtrenne die Nabelschnur zwischen Dir und deinen Online-Diensten. Später hast du genügend Zeit, zurück zu rufen, sei es das Gespräch mit deinem lausigen Agenten oder das mit deinem untalentierten, aber unglaublich glücklichen Kollegen.

  6. Mach alle zwei Stunden 30 Minuten Pause, um leistungsfähig zu bleiben. Recke und strecke dich ein wenig, aber es muss nicht unbedingt sein, dass du anfängst, nackt Kniebeugen zu machen. Das regelmäßige Aufstehen vom Schreibtisch gibt dir immer wieder kleine Energieschübe, und Körper und Gedanken sind erfrischt, wenn du dich wieder auf deinen Hintern setzt - und deine Hosen anziehst.

  7. Wenn du nicht weißt, was du schreiben sollst, dann versuche mal, dir vorzustellen, deine Charaktere könnten zu dir sprechen. Was würden sie von sich erzählen… von dieser Szene? Dieses "Was wäre, wenn…?" – Spiel, das du mit dir selbst spielst, bewirkt, dass sich der kreative Prozess nicht so eindimensional anfühlt, du sitzt nicht so alleine dem weißen Blatt oder dem leeren Bildschirm gegenüber. Stell also erst mal deine Stoppuhr, Eieruhr oder Sonnenuhr auf 30 Minuten. Schreib nieder, was dir gerade einfällt, und zwar so schnell du kannst. Mach keine Pause, schreib immer weiter. Hör erst dann auf, wenn du das Gefühl hast, dass es sich jetzt bereits um Psychotherapie handelt. Oft entdeckst du dann am nächsten Tag außer dem Wort MUTTER!, das du 40 mal unterstrichen hast, in dem ganzen hingeschmierten Mist auch ein paar Rohdiamanten. Das sind jetzt deine Bausteine (behalte dir dein Mutter-Material auf, bis du eine Beziehung beenden willst). Wie schon oben erwähnt, ist das Schreiben wie auch alle anderen Tätigkeiten, die Widerstände hervorrufen, ein Prozess, der um so einfacher funktioniert, je öfter man ihn ausübt. Um so öfter du dich hinsetzt, um zu schreiben, um so mehr wirst du dein kreatives Potential aktivieren.

  8. Stecke Dir Ziele, die deine Leistungsfähigkeit ankurbeln. Beispielsweise zehn Seiten in zwei Stunden. Glaube es – oder glaube es nicht – du wirst es ohne Aufputschmittel oder Magie schaffen. Lass es fließen, achte nicht darauf, was dabei herauskommt…, schreib einfach drauf los. Mein persönlicher Rekord sind 37 Seiten an einem einzigen Tag. Das war kein Zuckerlecken, und ich möchte es niemandem raten, aber es ist machbar.

  9. Schaffe Dir Arbeitsrituale. Schreib beispielsweise jeden Tag zur selben Zeit. Hemmingway soll jeden Tag um 5.30 Uhr aufgestanden sein und im Schlafanzug zu schreiben begonnen haben. Vermutlich hielt er währenddessen seine Schrotflinte in seiner Schreibtischschublade unter Verschluss.

  10. Belohne dich für deine Arbeit. Spendiere dir selbst ein Glas von dem zwölf Jahre alten, einzigartigen Scotch-Whisky oder ein paar Ausschnitte von Halle Berry in Monster's Ball. Oder pack deine Armbrust ein und schau dir den Sonnenuntergang an. Tu, was dir Spaß macht. Aber ziel nicht auf mein Haus. Basta.


Quelle: Michael Lent dans Creative Screenwriting Magazine.


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