Writer's Block : Zitate

Richard Walter

« Wenn ein Autor erst einmal eine Idee mehrere Monate im Kopf gewälzt hat, könnte er sich dazu entscheiden, die Sache sei reif, um sie aufs Papier zu bringen. Er könnte aber auch zu dem Schluss kommen, dass er sich festgefahren hat und deshalb gerade jetzt nicht anfangen kann. Eine andere Möglichkeit ist die, dass dem Autoren ein Script über viele Seiten leicht von der Hand geht, und plötzlich geht gar nichts mehr.

Ein Autor, der wirklich zu schreiben anfangen will, muss sich zuallererst von dem naiven Gedanken lösen, dass er sich damit selbst eine Freude macht. Genießen, das ist was für das Publikum. Freude und Spaß sind zu einem späteren Zeitpunkt angesagt, erst nach dem Schreiben.

Blockierte Autoren, die müßig herumsitzen und auf Inspiration und den rettenden Einfall hoffen, sind für immer zu Stagnation und Selbstmitleid verdammt. Das Heilmittel? Einfach anfangen zu schreiben. Sich nicht darum kümmern, ob das Ergebnis gut, schlecht oder mittelmäßig ist. Einfach nur Worte aufs Papier bringen. Und wenn der Tag damit vergeht, dass der Autor sich mühselig durch eine, zwei, drei oder vier Seiten quält und von der ganzen Mühsal nur eine Seite übrig bleibt, - oder eine Seite und ein Fragment, das nur entfernt von Nutzen ist -, so kann der Autor in diesem Tempo jedes Jahr drei oder vier beachtliche Drehbücher schreiben – ohne an den Wochenenden zu arbeiten.

Um es einfach zu sagen, eine Schreibblockade ist ein schlechter Scherz. Der Widerstand, den man angesichts des leeren Blattes Papier empfindet, ist der natürliche Zustand beim Schreiben. Völlig falsch hingegen ist die Vorstellung, dass Schreiben Spaß machen muss, dass es leicht von der Hand geht und dass die Gedanken wie der Niagara – oder zumindest wie ein ruhig dahinströmender Fluss - aus der Feder fließen sollte.

Im Laufe der Jahre haben Autoren viele Methoden vorgeschlagen, um die Schreibblockade zu durchbrechen – den Ortswechsel, die Veränderung der Arbeitszeit, die Verwendung unterschiedlicher Schreibgeräte. Aber das einzig sichere Mittel gegen eine Schreibblockade ist und bleibt das Schreiben. Die Rettung des blockierten Schriftstellers liegt darin, den unvermeidlichen Widerständen, die alle kreativen Tätigkeiten innewohnen, nicht nachzugeben, sondern mit ihnen zu leben.

Wenn sich angehende Autoren bei mir darüber beklagen, dass sie frustriert sind, sage ich ihnen, dass ich froh sei, dies von ihnen zu hören ,denn es zeige mir, dass sie Erfahrungen machen, die zu einem wirklichen Autoren gehören.

Kein Autor hat das Recht zu erwarten, dass ihn die Schreiblust überkommt. Um die Widerstände, die seine Kreativität hemmen, zu überwinden, muss er sich lediglich auf einen Stuhl pflanzen und dort mit seinen Fingern mehrere Stunden täglich die Tastatur bearbeiten. »


Quelle: Essentials of Screenwriting: The Art, Craft, and Business of Film and Television Writing von Richard Walter (Penguin)

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